Langfristiges Investieren – Die Vorteile einer nachhaltigen Anlagestrategie

Eine Studie des McKinsey Global Institute (MGI), der Research-Arm der Unternehmensberatung McKinsey, beweist erstmals, dass sich ein langfristiger Fokus auszahlt.

Die Studie untersuchte das Verhalten von 615 börsennotierten Unternehmen zwischen 2001 und 2014. Hierfür schuf MGI den five-factor Corporate Horizon Index. Dieser Index kategorisiert die Unternehmen nach den Kriterien Investitionsstrategie, Wachstum, Qualität der Gewinne und Gewinnmanipulation. Diese Kriterien erlaubten es MGI, zwischen langfristig und kurzfristig orientierten Unternehmen zu unterscheiden, um deren relative Performance zu vergleichen.

Die Ergebnisse der Studie

Langfristig orientierte Unternehmen überboten ihre kurzfristig fokussierten Pendants nicht nur gemessen an finanziellen Kennzahlen wie Umsatz und Gewinn, sondern investierten auch mehr in Investitionsprojekte sowie Forschung & Entwicklung und schufen deutlich mehr Arbeitsplätze. Dementsprechend entwickelten sich auch die Aktienkurse der Unternehmen mit einem langfristigen Fokus auffallend besser.

Blicken wir auf die Ergebnisse der Studie im Detail:

  • Die Umsätze langfristig orientierter Unternehmen stiegen durchschnittlich um 47 % stärker als die Umsätze kurzfristig ausgerichteter Unternehmen.

  • Die Gewinne wuchsen 36 % stärker.

  • Investitionen in Forschung & Entwicklung lagen fast 50 % höher als bei kurzfristigen Unternehmen.

  • Selbst in Krisenzeiten erhöhten langfristig orientierte Unternehmen ihre F&E-Ausgaben erheblich.

  • Die Marktkapitalisierung stieg im Vergleich zu kurzfristigen Unternehmen durchschnittlich um 7 Milliarden US-Dollar.

  • Langfristige Unternehmen schufen im Schnitt 12.000 Arbeitsplätze mehr.

Warum agieren viele Unternehmen dennoch kurzfristig?

Trotz dieser beeindruckenden Vorteile nimmt der Anteil kurzfristig agierender Unternehmen weiterhin zu. Zwei wesentliche Gründe erklären dieses Phänomen:

1. Wachsender Druck auf die Geschäftsführung

In einer Umfrage mit 1.000 Managern, durchgeführt in Kooperation mit FCLT Global, gab ein Großteil der Führungskräfte an, unter erheblichem Druck zu stehen, kurzfristige finanzielle Ergebnisse zu liefern:

  • 87 % der Führungskräfte fühlen sich gezwungen, innerhalb von zwei Jahren außerordentliche Ergebnisse vorweisen zu müssen.

  • 65 % berichten, dass der Druck, kurzfristige Gewinne zu erzielen, in den letzten fünf Jahren gestiegen ist.

  • 55 % sagten, sie würden Projekte aufschieben, um kurzfristige Ziele zu erreichen – selbst wenn dies langfristige Nachteile bringt.

Der größte Druck kommt dabei nicht von externen Investoren, sondern aus den eigenen Reihen: Laut den befragten Managern übt der Aufsichtsrat mit 40 % den stärksten Druck aus.

2. Kurzfristige Anreizsysteme für die Geschäftsführung

Die durchschnittliche Amtszeit eines Fortune 500 CEOs beträgt laut Fortune nur 4,9 Jahre. In dieser kurzen Zeit priorisieren viele Führungskräfte Maßnahmen, die schnelle Ergebnisse liefern – oft zulasten nachhaltigen Wachstums. Besonders problematisch sind Aktienoptionen als Vergütungsbestandteil: Während Aktionäre eigenes Kapital investieren, erhalten Führungskräfte Optionen oft kostenlos, was risikoreiches Verhalten begünstigt.

Amazon als Beispiel für langfristiges Denken

Ein herausragendes Beispiel für eine langfristig ausgerichtete Unternehmensstrategie ist Amazon. Das Unternehmen unter Jeff Bezos hat über Jahrzehnte hinweg auf Wachstum statt kurzfristiger Profite gesetzt, um sich als globaler Marktführer zu etablieren. Amazons Fokus auf langfristige Investitionen in Infrastruktur, Forschung & Entwicklung und Kundenbindung hat sich ausgezahlt – ein Paradebeispiel für die Vorteile eines langfristigen Geschäftsmodells. Eine ausführliche Analyse dieses Ansatzes findet sich in folgendem Artikel: Der strategische Weitblick eines Investors: Warum das große Ganze zählt

Implikationen für Investoren

Langfristig ausgerichtete Unternehmen haben nicht nur finanziell bessere Ergebnisse erzielt, sondern auch höhere Aktienrenditen generiert. Für Investoren bedeutet das: Wer Unternehmen mit langfristigem Fokus identifiziert und zu einem attraktiven Preis kauft, kann von überdurchschnittlichen Renditen profitieren.

Wichtige Indikatoren für langfristig orientierte Unternehmen:

  1. Bedeutende Gründerbeteiligung: Wenn Gründerfamilien große Anteile halten, ist das oft ein gutes Zeichen für langfristiges Denken.

  2. Antizyklisches Investitionsverhalten: Unternehmen, die auch in Krisenzeiten investieren, zeigen strategischen Weitblick.

  3. Faires Vergütungssystem: Langfristige Anreize für das Management fördern nachhaltiges Wachstum.

  4. Vorstandskäufe: Wenn Manager privat Aktien ihres Unternehmens kaufen, ist das ein starkes Signal.

  5. Langfristige Unternehmensziele: Unternehmen, die über Konjunkturzyklen hinaus planen, sind oft nachhaltig erfolgreicher.

Eine ganzheitliche Betrachtung dieser Faktoren hilft Investoren, Unternehmen mit echtem langfristigem Potenzial zu identifizieren und davon zu profitieren.

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